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zurück zur Einleitung über den Jakobsweg

Es ist soweit, die letzte Etappe steht an. Die Anreise machen wir diesmal mit unserem durchaus langstreckentauglichen Kleinwagen (Lupo). Wir werden ihn für die Dauer des Pilgerns auf einem Parkplatz stehen lassen und am Ende mit der Bahn dorthin zurückfahren. Rund 1500km sind zu fahren, was wir auf 2 Tage verteilen.

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noch 2 Tage
der letzte Tag
Epilog


noch 18 Tage

In Tardajos geht die Sonne Anfang April bei miitelauropäischer Sommerzeit erst gegen 7 Uhr auf. So können wir es gemütlich angehen lassen, obwohl wir durchaus ein wenig freudig erregt sind, nun im 6. Jahr unser großes Ziel zu erreichen. Doch heute geht es erst einmal nach Castrojeríz. José und Olga haben dort eine sehr angenehme Herberge und sind auch ganz, ganz lieb. Das Haus liegt mitten im Dorf am Hang und wenn man ein paar Stufen neben dem Haus hinauf geht - ja, das schafft man auch nach einem Pilgertag noch - dann kommt man zu einem kleinen Becken, wo man wunderbar die Füße kühlen kann, was bei dem sommerlichen Wetter doppelt angenehm ist. Der Tag heute war sehr angenehm, für Anfang April waren doch recht viele Pilger bereits unterwegs, welche aus Norwegen, Frankreich, Kanada, Finnland, Italien, Spanien und Deutschland kamen. Insgesamt treffen wir entlang des Pilgerwegs dieses Jahr Menschen aus über 30 Ländern.

Nach dem Abendessen zeigt uns José noch ganz stolz seine Bodega (Weinkeller), welcher sich unter dem Haus befindet und Teil einer mittelalterlichen Verbindung vom Dorf am Fuß des Berges hinauf zur Burg war. Er hat hier sehr viel liebevoll restauriert und auch die alte Weinpresse im Speisesaal blieb erhalten.

Lange Schatten Richtung Westen

 

Hontanas ist ein hübsches Dorf und man kann dort auch gut übernachten

Die Ruine des Convento De San Anton

 

Es ist nicht mehr weit bis zu unserem Ziel Castrojeríz

Es ist angenehm, die Füße zu kühlen

Die alte Weinpresse im Speisesaal

Der Weinkeller unter der Herberge "E Utreia"

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noch 17 Tage

Wir werden uns an spanisches Frühstück gewöhnen - andere Länder, andere Sitten - klar, auch das gehört zum Jakobsweg. Das Wetter ist wieder schön und es fällt uns auf, dass besonders viele Mountainbiker unterwegs sind. Das liegt daran, dass die Woche vor Ostern die heilige Woche ist, Gründonnerstag und Karfreitag sind in Spanien Feiertag und die gut 500 Kilometer von Burgos nach Santiago kann man mit dem Fahrrad in dieser Woche recht bequem schaffen. Wir sind nun in der sog. Meseta, der Weg ist eher ein wenig langweilig, aber dafür kann man während des Laufens ganz gut abschalten und meditieren. Andererseits gibt es entlang des Wegs im Frühling durchaus kleine Schönheiten zu entdecken. In der Herberge werden wir mit einem Glas Wein empfangen: "pan y vino se hace el camino" (Brot und Wein machen den Weg). Und abends gibt es eine leckere Paella.

Im Hintergrund sieht man den Weg - wir müssen da hinauf (und anschließend wieder hinunter)

 

Der Regenbogen, der durch eine Bewässerungsanlage zu sehen ist

Immer wieder gibt es schöne Hinweisschilder

Ein einfacher Weg

Die Schleuse am Kanal von Kastillien bei Frómista

Die Köchin der leckeren Paella

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noch 16 Tage

Heute gehen wir nur einen kürzeren Weg, wir möchten unsere Füße schonen, stehen doch ein paar lange Tagesetappen bevor. Carrión de los Condes erreichen wir dann auch schon zur Mittagszeit. Der Weg war dank der in "Miam Miam Dodo" angegebenen Alternative recht angenehm, nur das letzte Stück muss dann doch entlang der Straße gepilgert werden. Wir wollen bei den Schwestern der Heiligen Maria übernachten und müssen uns noch ein wenig gedulden, bis die freiwilligen Hospitalieros aus Neapel uns einlassen. Anfangs haben wir ein wenig Bedenken wegen der großen Schlafsäle und der vergleichsweise geringen Anzahl von Toiletten und Duschen. Aber es klappt alles wunderbar, jeder nimmt Rücksicht. Vor dem Abendessen treffen sich alle und jeder stellt sich mit seinem Namen, seinem Herkunftsland und dem Grund seines Pilgerns kurz vor. Das wird dann sehr emotionel und schließlich brauchen auch die härtesten Jungs ein Taschentuch. Das gemeinsame Singen führt dann wieder zu einer freudigen Atmosphäre. Nach dem Abendessen schauen wir uns noch die Prozession an, die in der heiligen Woche sehr typisch für diese Gegend ist.

Die Kirche von Pablacio de Campos

Eine Kaffeepause zaubert immer wieder ein nettes Lächeln ins Gesicht

 

Der letzte Kilometer nach Carrión de los Condes

Dieses Schild gehört zu "unserer" Herberge

Die Kirche Santa Maria

Wir zwei Pilger

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noch 15 Tage

Die ersten Kilometer sind schwer: eben, fast schnurgerade, ansonsten nichts. Da man sich auch wirklich nicht verlaufen kann, muss man auch nicht auf den Weg achten, also die Beine in den Automatik-Modus schalten und schon kann man seinen Gedanken nachgehen. Ab und zu überholt ein schnellerer Pilger und ruft das übliche "buen camino" zu, ansonsten ist man sich selbst überlassen. Im Sommer bei glühender Hitze (hier hat man schon 40°C und mehr gemessen) ist das wahrscheinlich ein Gefühl wie im Fegefeuer. Wir haben zwar nur 20°C, aber auch da kommt man ganz schön ins Schwitzen und große Lust auf Gespräche hat man auch nicht. Endlich kommt Calzadilla de la Cueza in Sicht, eine Bar, Ein frisch gepresster Orangensaft, ein Kaffee, ein Käsebrötchen, eine große Pause. Dann der zweite Teil gemessen: zwar deutlich kürzer, aber gefühlt doppelt so lange wie der Vormittag. Die Füße mögen eigentlich gar nicht mehr. Wir haben in den ersten Tagen schon mehrfach Pilger gesehen, die aufgeben mussten, auch heute wieder. Ob wir da in Kürze auch dazu gehören? Aber schließlich erreichen wir Moratinos und entscheiden uns für das kleine Hotel gleich am Ortseingang.

Immerhin gibt es ein Weizenbier, welches uns aufmuntert, und nach dem Duschen wagen wir sogar eine Ortsbesichtigung. Es ist nur ein kleines Dorf, es hat aber eine wunderschöne Kirche, die gerade für die Festtage geschmückt wird. Ein kleiner Junge möchte von uns ein paar Worte Deutsch lernen und ein alter Mann freut sich, dass er uns etwas über den alten Weinkeller seines Großvaters erzählen kann. Hier wurde früher Wein angebaut, daher die vielen Weinkeller. Als sich das wegen des Überangebots nicht mehr lohnte, wechselte man auf Getreide, doch die EU machte die Preise kaputt. Nun gehen fast alle jungen Leute weg, die Häuser stehen leer, die Felder werden nicht mehr bewirtschaftet. Der Klimawechsel trägt dazu bei, dass es auch immer schwieriger wird, Getreide anzubauen. Eine traurige Entwicklung und der alte Mann war auch wirklich traurig, sieht er doch seine Heimat kaputt gehen.

Der Vollmond steht noch am Himmel als wir loslaufen

Der endlose Weg

 

Nach gut 17 Kilometern endlich wieder ein Dörfchen - und eine Bar

Der endlose Weg geht weiter

Wir übernachten in einem kleinen Hotel

Die kleine Kirche von Mortinos

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noch 14 Tage

Zum Frühstück gibt es leckere Schokocroissant und Orangensaft. Körper und Geist haben sich erholt und so gehen wir recht zuversichtlich den nächsten Abschnitt der Meseta an. Wieder lange Zeit "nichts", dann erreichen wir Sahagún. Wir gehen weiter bis Calzada del Coto, wo wir Mittagspause machen und 2 Frauen aus Paderborn treffen, die ebenso wie wir den gesamten Weg in mehreren Jahren laufen und dieses Jahr Santiago erreichen wollen.

Danach kommen weitere Kilometer Meseta, um schließlich Calzadilla da los Hermanillos zu erreichen. Es liegt völlig einsam in der Meseta und wäre ohne Pilger vermutlich längst wie ausgestorben. So gibt es aber 2 Herbergen und in der Alberque Via Trajana hat vermutlich auch Harpe Kerkeling übernachtet.

Hier gibt es insgesamt 17 nicht mehr benutzte Weinkeller

Die Meseta ist Anfang April durchaus noch grün - und der Weg hier mal nicht gerade

 

Ein aufmunterndes Bild in Calzada del Coto

Mittagspause

Wir sind noch lange nicht am Ziel

Die Büsche bringen ein klein wenig Abwechslung - aber leider keinen Schatten

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noch 13 Tage

Ein weiterer Tag durch die einsame Meseta stehen an. Einfach nur Schotterweg sonst wieder nichts. Dann endlich das nächste Dörfchen Reliegos de las Matas und eine Bar. Wir gehen nach der Mittagspause noch weiter bis Puente Villarente. Die Herberge ist sehr schön, im Schlafsaal nur 8 Personen und keine Stockbetten und der Garten lädt zum Erholen ein - wunderbar. Mit den anderen Pilgern essen wir zu Abend. Das Essen, welches die Herberge serviert, ist sehr lecker. Die Tischgespräche abwechslungsreich, insbesonders in der Sprache: mal englisch, mal französisch, mal italienisch, mal spanisch. Die beiden letzten Sprachen können wir beide nicht besonders gut, und bei katalanisch müssen wir endgültig passen.

Meseta pur

 

In dem Städtchen Mansilla de las Mulas ist der Weg mit Muscheln auf dem Gehweg markiert

Ein paar Kilometer kommen die Pilger den Autos ganz nahe

Die Herberge in Puente Villarente

Hier kann man die Meseta vergessen und sich erholen

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noch 12 Tage

Heute werden wir die erste größere Stadt erreichen: León. Auf dem Weg dorthin unterhalten wir uns mit einer Pilgerin aus den USA über Flüchtlinge und wie man ihnen helfen kann. Insbesondere die Integration ist wichtig und so hilft sie, dass die Menschen die Sprache erlernen, dass die Kinder in die Schule gehen können und eine gute Wohnung finden können.

Schließlich kommen wir an der Kathedrale an. Sie wurde um 1300 gebaut, damals hatte León gerade mal 5000 Einwohner. Als man später eine barocke Kuppel einbaute, zerstörte man die Statik und die Kirche bekam mehr und mehr Risse. Bei der großen Renovierung hat man dann beinahe die Kathedrale zerstört, in letzter Minute baute ein neuer Architekt eine umfangreiche Holzkonstruktion ein, damit die Wände nicht vollends zusammen brachen. Am Ende hielt man den Atem an, als alles soweit fertig war und die Holzstützen abgebaut wurden: es knackte ein paar Mal, als sich die Steine alle setzten, aber es hielt - bis heute. Mit den 1800m² Buntglasfenstern ist die Kathedrale von León eine der hellsten ihrer Art.

Am Nachmittag pilgern noch weiter bis Virgen del Camono, da wir wie immer nicht in den großen Städten übernachten wollen.

Wir nähern uns ganz klar einer größeren Stadt

Die Semana Santa, die heilige Woche, ist in León sogar plakatiert

 

Die Kathedrale von León

Von außen wie von innen gleichermaßen beeindruckend

Nicht nur in León gibt es eine Statue mit der schwangeren Gottesmutter Maria

Pilgern in einer Stadt

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noch 11 Tage

Am Sonntag kann man hier in La Virgen del Camino nicht vor 8:30 Uhr frühstücken, also machen wir uns mit 2 Müsliriegeln im Bauch auf den Weg. Doch auch unterwegs haben die Bars dann geschlossen, erst nach vielen Kilometern bekommen wir von einem sehr netten Herbergsvater einen Kaffee. Später finden wir einen 4-Sterne-Rastplatz (Tisch, Bank, Schatten und Mülleimer) und erholen uns auch ein wenig. Kurz darauf begegnen wir zum ersten Mal Edith. Sie möchte noch 25 Kilometer weiter und kann das niemals schaffen. Eigentlich tut sie uns leid, aber wir können ihr nicht helfen - nur ein wenig aufmuntern. Wir haben nicht mehr weit bis Hospital del Órbigo, doch von der berühmten Römerbrücke am Ortseingang ist es nochnoch ein ganzes Stück bis zur Herberge am Ortsende.

Für die Herberge gibt es nur ein Wort: super! Es wird nur vegetarisch gekocht, das meiste kommt aus dem eigenen Garten und dem eigenen Treibhaus. Vor dem Abendessen gibt es noch eine Yogastunde. Und dann genießen wir u.a. rote Beete mit geröstetem Knoblauch und einen Spinat-Birnen-Nuss-Salat. Bevor wir zu dem Besteck greifen gibt es noch gemeinsames Singen. Eine Besonderheit gibt es auch im Sanitärbereich. Sowohl für Frauen als auch für Männer gibt es jeweils eine Komfortdusche mit Regenbrause und Massagedüsen.

Der Camino Frances wurde vermutlich schon lange vor den Christen begangen. Die Menschen glaubten an die Wiedergeburt und wollten sich am Ende der Welt (die Erde war damals ja noch eine Scheibe) genau wie die Sonne in das Meer tauchen, um bei der Wiedergeburt gereinigt zu sein. Dazu gingen sie mehr oder weniger wie die Sonne genau nach Westen. Dort angekommen, zogen sie alle Kleider und Schuhe aus und badeten nackt wie Gott sie schuf im Meer. Nun waren sie bereit für ein neues Leben. Die Christen hatten mit dem Grab des Heiligen Jakobus glücklicherweise eine Möglichkeit, auch das Pilgern nach Westen zu christianisieren. Wir glauben zwar nicht an die Wiedergeburt, aber als Nackedei im Meer planschen, das werden wir in ein paar Tagen auch machen.

Und weiter geht unser Jakobsweg

Ein moderner Glockenturm

 

Ein traditioneller Glockenturm, die Glocken schwingen nicht, sondern werden über einen Motor wie im Looping gedreht

Achtung Pilger

Die Römerbrücke in Hospital de Órbigo

Albergue Verde - absolut empfehlenswert

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noch 10 Tage

Zum Frühstück gibt es u.a. Haferflocken mit Hafermilch - sehr lecker. Der Weg anschließend ist wie mittlerweile schon Gewohnheit. Schließlich erreichen wir Astorga mit seiner Kirche und dem Bischofspalast, für dessen Architektur Gaudí verantwortlich zeichnet. In Astorga ist der Jakobsweg eher schlecht beschildert, aber die Menschen helfen gerne, den richtigen Weg zu finden. in Murias de Rechivaldo entschließen wir uns einen klitzekleinen Umweg über das historische Dorf Castrillo de los Polvazares zu machen. Von dort geht es dann weiter dann weiter nach El Ganso.

Das Abendessen wird im Picknick-Korb von nebenan gebracht: ein wunderbarer Salat, Spaghetti mit Shrimps und Knoblauch, Jogurt, Rotwein. Wir schlafen wie die Murmeltiere.

Idylle am Weg

 

Es geht aber leider weniger idylisch weiter

Diese Oase ist den Pilgern sehr willkommen

 

Der Bischofspalast in Astorga

Die Kirche in Astorga

Eine ganz liebe Pilgerin :-)

Gute Nacht

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noch 9 Tage

Wir möchten heute nach Molinaseca, aber dazu müssen wir erst einmal über den Berg. 8 Kilometer nach unserem Start erreichen wir das nette Dörfchen Rabanal del Camino. Bis dahin ging es noch recht gemäßigt, aber nun ist die Steigung doch schon merklicher. In Foncebadón machen wir dann eine Kaffeepause. Viele Häuser in diesem Dorf ist verfallen, aber man bemüht sich, einiges wieder aufzubauen und es gibt mehrere Herbergen hier. Wir gehen weiter zum berühmten Cruz de Ferro, einem Eisenkreuz, welches wir aber als recht unscheinbar empfinden. Kurz danach passieren wir dann die Ansiedlung Manjarín, wo sich ein paar Tempelritter niedergelassen haben. Danach geht es teilweise steil bergab bis El Acebo und dann weiter eher unwegsam durch das Tal der Nachtigall hinunter nach Molinaseca.

Die Herberge ist ganz neu und die Herbergsmutter eine ganz liebe und nette Frau. Die Unterhaltung klappt bestens auf französisch. Zum Abendessen verzichten wir auf das Pilgermenü, bestellen à la carte und werden nicht entäuscht. Das Essen ist richtig fein und der empfohlene Wein (bestellt ohne nach dem Preis zu fragen) ist richtig gut. Wir genießen den Inhalt der 0,75 l Flasche und sind am Ende positiv überrascht, dass für das wirklich edle Tröpfchen nur 15 Euro berechnet werden. In Summe stehen für alles zusammen gerade mal 45 Euro auf der Rechnung. Das ist ungefähr doppelt soviel wie das Pilgermenü für 2 Personen, war aber sicher viermal so gut. Und nach der doch schwierigen und mühsamen Tagesetappe haben wir uns das auch mal verdient.

Das Dörfchen Rabanal del Camino

Hinauf in Richtung Cruz de Ferro

 

Eine bunte Frühlingslandschaft

El Acebo im Mittagsschlaf

Eine Blüte im Tal der Nachtigall

Jakobus (und Ursula) in Molinaseca

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noch 8 Tage

Verglichen mit dem Weg gestern ist der heutige Weg fast schon ein Spaziergang. Ponferrada ist schnell erreicht, auch wenn böse Buben auf einem der Wegweiser versuchen, den armen Pilger vom rechten Weg abzubringen. Wir bleiben auf dem richtigen und kommen zur Templerburg, wo sich an der Hauptstraße gegenüber eine gute Bäckerei und ein noch besseres Café befindet. Der Barista (wie heißt der eigentlich in Spanien?) zelebriert einen exzellenten Cappuccino.

Zu Mittag dürfen wir in einer anderen Bar dann unser eigenes Vesper essen und bekommen dazu einen frisch gepressten Orangensaft und zum Abschluss einen guten Espresso. Noch ein Stück weiter hinter Camponaraya wird eine Weinprobe empfohlen, die sich aber als recht lieblos entpuppt, die 1,50 Euro sind definitiv überteuert.

Dafür ist die Herberge in Pieros dann wieder ganz ordentlich. Das vegetarische Essen ist eigentlich ganz gut, aber irgendwie auch ein wenig lieblos, zumindest für Hobbyköche wie uns. Aber alle Pilger am Tisch sind bester Laune, ist doch das Wetter all die Tage immer bestens.

Die Templerburg in Poferrada

Kleine Idylle in Ponferrada

 

Zur Abwechslung mal ein anderer Wegweiser

In dieser Bäckerei in Cacabelos wird noch gebacken

Die Kirche von Pieros

Ein Detail der renovierten alten Steinwand der Herberge

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noch 7 Tage

Der Tag beginnt mit einem Morgenspaziergang durch die Weinberge. Schon bald ist Villafranca del Bierzo erreicht. Dort gibt es Kaffee und Churros als zweites Frühstück. Wie wollen wir nun weitergehen? Der empfohlene Weg bedeutet 400 Höhenmeter hinauf und fast so soviel wieder hinunter. Die Alternative ist entlang der Nationalstraße. Wir entscheiden uns für letzteren Weg und haben gut gewählt: Gerade mal 33 Fahrzeuge passieren uns während 2 Stunden und es wären 3 weniger, wenn nicht so viel Pilger ihre Rucksäcke per Taxi transportieren lassen würden. Von "nervig und gefährlich" kann beim besten Willen keine Rede sein.

Wir passieren Ambasmestas und können die Herberge mit dem Forellenteich am Ortseingang nur empfehlen, auch wenn wir dort nur Kaffee getrunken haben. Wir pilgern jedoch noch weiter nach Las Herrerías. Bei Miriam bekommen wir mal wieder besonderen Luxus: ein eigens Zimmer mit Bad für uns beide gerade mal 10 Euro mehr im Vergleich zum Schlafplatz im großen Saal. Auch das (vegetarische) Essen ist exzellent. Leider gibt es auch unter Pilgern immer wieder welche, die an allem etwas auszusetzen haben und dann muss das kaum angrührte Essen weggeworfen werden.

Beim gemeinsamen Essen kommt immer wieder die Frage auf "wo kommt ihr her, wie weit seid ihr gelaufen?" Ob das wirklich wichtig ist? Wir kommen aus einer Ansiedlung von 80.000 netten Menschen, die mehr als 30 verschiedene Sprachen sprechen. Und wir sind so weit gelaufen wie wir Lust hatten.

Die Weinberge vor Villafranca del Bierzo

Die imposante Kirche von Villafranca del Bierzo

 

Nicht schön, aber einfach: der Weg durch das Tal des Rio Valcarce

Die Autobahn - so weit hinauf müssen wir auch noch

Eine wirklich romantische Umgebung, da ist gut pilgern

Ja, das ist Spanien in der Nähe von Ruitelán

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noch 6 Tage

Das Frühstück ist heute absolut Spitze, wenn auch nicht typisch für Spanien. Es gibt Müsli und als Brotbelag Nutella! Um 8 Uhr sind wir dann in unseren Wanderschuhen und nehmen die 700 Höhenmeter in Angriff. Es ist wie im Traum, wie im Paradies: der Bach rauscht, die Vögel zwitschern, der Wind rauscht durch die Bäume. Alle Menschen sind entspannt und genießen Gottes Schöpfung. Man spürt, wie die Umgebung die Menschen beeinflusst. Man bleibt kurz stehen, genießt den Anblick der Landschaft, der Blumenwiesen und der Bäume. Alles ist wunderbar und friedlich.

In O Cebreiro ändert sich das dann wieder: kurz hinter dem Dorf beginnt Galicien und damit auch die eher touristische Erschließung des Jakobswegs. Kurz vor Padornelo geht es kurz aber richtig(!) steil bergauf (mit Sicherheit >20% Steigung, gefühlt eher mehr). Am Ende ist aber eine sehr angenehme Bar, wo wir zu Mittag essen. Für das belegte Brot wird der Laib noch nach Sitte meiner Oma frei Hand vor der Brust in Scheiben geschnitten, reichlich mit Schinken, bzw. Käse belegt und mit frisch gepresstem Orangensaft serviert. Da es sehr warm ist genießen wir je ein kleines Radler (spanisch: cervesa con limon). Somit haben wir uns für 13 Euro gestärkt und machen uns wieder an den Abstieg, der meist recht sanft und nur an wenigen Stellen dafür umso steiler erfolgt. In der Herberge "el beso" treffen wir wieder einmal Paolo mit seinem Hund Charly. Die Herberge wird streng ökologisch geführt und wir fühlen uns richtig wohl hier.

Der Weg durch das Paradies

 

Nun wird es langsam auch ein wenig touristisch

Wegweisung in Galicien - nur wenige Exemplare sind so gut erhalten

 

Ein wunderschöner Pilgerweg - ganz anders als in der Meseta

Eine fröhliche Pilgerin nähert sich dem Tagesziel

Frühling am Camino Frances

Der Schlafsaal im alten Bauernhaus

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noch 5 Tage

Ein einfacher Weg, eine liebliche Landschaft, schönes Wetter - mehr gibt es heute nicht zu sagen.

Ab Sarria gibt es wieder mehr Pilger, nämlich diejenigen, die vor allem die Compostela vorzeigen wollen. Die bekommt man nämlich, wenn man die letzten 100 Kilometer zu Fuß anhand von 2 Stempeln pro Tag nachweisen kann. Ab Sarria sind es zwar noch 115 Kilometer, aber man kann dieses Städtchen recht bequem mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen. Deshalb findet man nun überall auch Hinweise auf Stempel, jede Bar, jeder Andenkenladen und natürlich auch alle Herbergen weisen darauf hin, doch nochmal zu stempeln.

Landschaft am Morgen

 

(Fast wie) im Paradies

Zwar kein üblicher Zebrastreifen, doch die Jakobswegkreuzung ist klar gekennzeichnet

Und immer wieder alte Brücken

Es hat ein Weilchen gedauert bis wir herausbekommen haben, dass hier Mais gelagert wurde (heute nur noch selten)

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noch 4 Tage

So langsam steigt die Spannung, wir nähern uns Santiago. Der Weg soll uns heute deutlich näher bringen. Über Portomarin gehen wir nach Ligonde. Dabei passieren wir auch die offizielle Einhundertkilometermarke des Jakobswegs.

Portomarin ist der größte Ort heute, aber uns gefällt es gar nicht. Immerhin gibt es ein nettes Café mit schönen Toiletten. Weiter geht es recht einfach und angenehm. Unsere Wunschherberge in Ligonde ist leider schon komplett belegt, so dass wir noch etwas weiter müssen und etwas abseits des offiziellen Jakobswegs in Marco, was sozusagen ein eingemeindetes Dörfchen des Dorfes Ligonde ist. Wir bekommen ein perfektes Zimmer zu kleinem Preis und ein wirklich superfeines Essen mit edlem Wein. Die Chefin persönlich kocht alles frisch für uns. Und die Wartezeit stört uns wirklich nicht. Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude.

Nur noch 100 Kilometer

 

Sonntagmorgen auf dem Land

Schönes Wetter, keine Blasen (mehr) - so ist es gut pilgern

Ein uraltes Pilgerkreuz in der Nähe von Ligonde

Werbung für eine Herberge

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noch 3 Tage

Leider gibt es heute mal wieder kein Frühstück, so dass uns 90 Minuten Pilgerfasten bevorsteht. Aber wir sind dennoch guten Mutes. Außerdem gibt es heute weniger Asphaltwege und recht viele Wege verlaufen im Wald. So sind wir dann auch recht flott unterwegs und schon um halb drei in der Herberge von Boente, obwohl wir im "deutschen Café" noch eine längere Pause eingelegt haben. Hier treffen wir auch wieder ein paar Pilger wieder und können uns beim gemeinsamen Abendessen die Ereignisse der letzten Tage erzählen. Das Pilgermenü entspricht dem Standard: Spaghetti Bolognese, Hähnchenbrust mit Salat und Kuchen zum Dessert, dazu einen ordentlichen Rotwein. Trotz der vielen Mitschläfer verbringen wir eine angenehme und erstaunlich ruhige Nacht. Einen Nachteil hat die Herberge: 24 Personen können übernachten und es gibt bei dem Schlafsaal je eine Damen- und Herrentoilette. Da ist es gut, wenn man noch treppensteigen kann, um bei Bedarf weitere Toiletten zu erreichen.

Hinweisschlder sieht man in allen Variationen

 

In dieser Landschaft pilgert man gerne

Auf diesem mit Steinplatten belegtem Weg ist es eher unbequem

Der Pilgerweg quer durch das Städtchen Melide

Ob das eine Brücke sein soll? Egal, die Füße bleiben trocken

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noch 2 Tage

So gegen 6 Uhr werden die meisten Pilger munter. Dann wird aufgeräumt, gepackt und es geht zum Frühstück, das für uns heute aus Mlichkaffee, Orangensaft und Croissants besteht. Dann setzt sich das Ritual fort: Zähneputzen, Schuhe anziehen, Rundumblick (haben wir alles eingepackt?) und los.

Der Himmel ist bewölkt, aber es regnet nicht. So bleibt es auch den ganzen Tag. So kommen wir trocken wie bislang jeden Tag am Ziel an, welches diesmal O Pedrouzo heißt. Die von uns ausgesuchte Herberge liegt direkt an der Hauptstraße und ist belegt. Wir werden auf eine Pension hingewiesen, man könnte auch sagen "freundlich überredet" - egal, das Zimmer ist schön, liegt abseits schön ruhig und eine kleine, feine Bar liegt gleich daneben, wo wir ein Abendessen und ein Frühstück bekommen können. Das Ambiente ist sehr angenehm, so dass man fast schon von "genusspilgern" sprechen kann.

In Summe findet man folgende Pilgertypen:

Leider gibt es von den letztgenannten viel zu viele, schade.

Pilgern auf einer kleinen Nebenstraße bei trübem, aber trockenem Wetter

 

Und wieder eine alte Brücke, die es in Spanien wohl sehr viel häufiger gibt

Kühe haben grundsätzlich Vorrang vor Pilgern

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der letzte Tag

Drei Viertel des Wegs sind sehr angenehm und gehen häufig durch den Wald. Das letzte Viertel ist dann mehr oder weniger ein Stadtspaziergang mit großem Rucksack.

Wir komnmen kurz vor Beginn der mittäglichen Pilgermesse an und ersparen uns den Stress, den Rucksack zu verwahren und verschwitzt in die Kathedrale zu rennen. Somit verpassen wir zwar das Schwingen des großen Weihrauchgefäßes, aber das kann man im Film viel eindrucksvoller anschauen. Statt dessen gehen wir gemütlich zu unserer Herberge "roots & boots", die man durchaus empfehlen kann: 5 Minuten von der Kathedrale entfernt, einfach zu finden, sehr ruhig und viele Zimmer mit Blick auf die Kathedrale.

Anschließend stellen wir uns kurz an, um die Compostela zu erhalten und besichtigen dann die Stadt. Um 19 Uhr gehen wir in die Abendmesse in die Kathedrale. Die Besucher werden zwar darauf hingewiesen, dass nun Gottesdienst ist und dass man das Fotografieren und Filmen solange einstellen soll. Aber viele halten sich nicht daran und den Jakobus hinter dem Altar darf man weiter besuchen und umarmen, was doch recht störend sein kann. Dafür singt eine Ordensschwester mit wunderbarer Stimme zusammen mit den Gläubigen die Lieder.

Wir gönnen uns noch ein letztes Gläschen "Pilgerwein" und schlafen zufrieden ein.

Schöne Waldwege mit vielen Eukalyptusbäumen

 

Der letzte Hügel "Monte do Gozo" (Berg der Freude)

Eine letzte Dorfkirche, ein letztes Holzschild

Santiago de Compostela ist erreicht

Die Großstadt empfängt die Pilger

 

Wir sind am Ziel - und glücklich

Anstehen für die Compostela

Herbergszimmer mit Blick auf die Kathedrale

Der heilige Jakobus in der Kathedrale von Santiago de Compostela

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Epilog

Wir sind am Ende unseres Jakobswegs. Ja, er hat unser Leben beeinflusst und wird dies auch noch in Zukunft tun. Wir haben viel gelernt, uns mit vielen netten Menschen unterhalten, die aus vielen verschiedenen Ländern kamen. Mit allen sind wir bestens ausgekommen. Vielleicht sollten die Mächtigen der Welt, die Präsidenten, die Regierungschefs und die Vorstandsvorsitzenden den Weg zusammen gehen, ihren Rucksack selber tragen, Blasen an die Füße bekommen und die Nächte gemeinsam in großen Schlafsälen verbringen. Vielleicht wird dann diese Welt ein kleines bißchen besser. Ein Traum - aber ein schöner.

Wir sind am Ende unseres Jakobswegs, aer wir werden ihn gut in Erinnerung behalten, viel mehr als man dies hier mit ein wenig Text und ein paar Bildern beschreiben kann.

Zum Schluß noch ein paar letzte Bilder:

Der Talgo bringt uns zurück zu unserem Auto

Wir fahren nach Fisterra

 

Das Ende der alten Welt, auch für uns ein Symbol. Denn nach dem Jakobsweg verläuft unser Leben etwas anders als zuvor

Nach der Reinigung

Und nochmals nach der Reinigung

Und zum Schluss der Sonnenuntergang: die Sonne versinkt im Meer, um am nächsten Tag gereinigt und mit neuer Kraft im Osten wieder aufzugehen

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