Die Geschichte der B&TNL ist eine ganz besondere. Es geht natürlich vorrangig um die Eisenbahn. Aber es ist auch die Geschichte einer Familie. Im Vordergrund stehen hier die Lokomotivem, die Waggons, die Gleise - aber eben auch die Menschen, die das ermöglicht haben, durch ihren Mut, ihre Zuversicht, ihre Liebe. |
Die ältesten Dokumente, die ich im Archiv der B&TNL gefunden habe, stammen aus dem Tagebuch von Theresa Bauer. Die kleine Theresia wurde als erstes Kind einer wohlhabenden Gutsfamilie Aberle 1856 geboren. Mit 15 Jahren verliebte sie sich unsterblich in den 2 Jahre älteren Robert Bauer, der im Gut als Stallknecht arbeitete. Die Familie wollte die Liaison allerdings nicht akzeptieren und so entschieden sich die jungen Leute 1873 das Gut zu verlassen und nach Kanada zu gehen.
1874, mittlerweile von einem Missionar getraut, führten sie ein hartes, aber dennoch zufriedenes Leben in Red Earth Creek in Alberta. Man kannte dieses nette Paar aus Deutschland als Bob und Theresa Bauer und Ende des Jahres 1874 wurde ihr einziges Kind Ferdinand geboren.
Red Earth Creek ist ein kleiner Weiler mit einer Kirche und einem Gemeinschaftsraum für die 189 Einwohner, die zu dieser Zeit auf den rund 40km² lebten. Die Erwerbstätigkeit beschränkte sich auf das, was der Wald her gab: Holz, Jagd, Fischfang vom 5 km entfernten Loon Lake, landwirtschaftliche Produkte sowie allerlei Beerenfrüchte, die im Wald zahlreich zu finden waren.
Bob konzentrierte sich auf die Holzwirtschaft und Therese baute rund um das Haus Gemüse an und sammelte die Früchte des Waldes – mehr oder weniger tatkräftig von Ferdinand unterstützt. Auch wenn Wabasca eine ganze Tagesreise mit dem Fuhrwerk entfernt war, so konnte man dort doch die Produkte verkaufen, resp. gegen andere Dinge des Lebens eintauschen.
Der Fleiß der kleinen Familie Bauer und insbesondere die gute Ausbildung von Therese führte dazu, dass das Geschäft gut florierte und weitere Einwohner des Weilers gerne zu Hilfe kamen, wenn es einer Unterstützung bedurfte. So wurde aus dem Familienbetrieb recht bald eine kleine Firma, die auch ihr Angebot vergrößerte, konnte man doch mit Brettern und Kisten bessere Geschäfte machen als mit den gefällten Holzstämmen. Mittlerweile war auch Ferdinand zum jungen Mann herangewachsen, der ehrgeizig in den Betrieb einstieg.
Er war es auch, der dann 1904 das Wagnis des Eisenbahnbaus einging, einer kleinen Schmalspurlinie, wie sie es schon vielfach im Nachbarland gab. Er nannte sie B&TNL, zum einen zu Ehren seiner Eltern Bob und Therese, aber auch weil vor allem Beeren (Berry) und Holz (Timber) transportiert wurde.
1904 wurde vor allem die Waldbahn von Red Earth Creek in den East Peace Forest gebaut, sowie die 11 km lange Strecke zum Peace River. Dort entstand dann auch das neue Sägewerk und die Betriebe für die Holzprodukte.
Da der Fluss zwischen Carajou und Peace River Junction nicht ungefährlich war, wurde folgerichtig die Bahnstrecke von Red Earth Creek nach Carajou gebaut. 1906 wurde diese 12 km lange Strecke in Betrieb genommen.
1907 und 1909 gingen dann die 7 km lange Strecke nach Loon Lake und die 13 km lange Strecke nach Trout Lake in Betrieb. Dort hatte sich in den letzten Jahren eine beachtliche Fischzucht entwickelt und die Süßwasserfische sollten möglichst schnell zu den Kunden gebracht werden. Der Transport mit der Bahn zum Peace River, wo es dann mit Schiffen weiterging, war naheliegend.
Ab 1912 stand dann die 27 km lange Strecke nach Wabasca zur Verfügung, wo es einen Anschluss an die normalspurige Canadian Pacific Railway gab. Das war dann auch der Höhepunkt der Bahn. Zu dem 70 km langen Streckennetz kam noch die Waldbahn dazu, die gut 20 km lang war.
Die nachfolgende Karte zeigt das gesamte Streckennetz. Die Bahn wurde bis 1947 betrieben, über den weiteren Verbleib ist nur wenig dokumentiert, die Fahrzeuge wurden jedenfalls alle verschrottet.
Überspringen wir nun viele Jahre in der Geschichte, die Bahn gibt es nicht mehr, doch ein sehr weit entfernter Nachkomme der Familie Bauer, ein einfacher Modellbahner, der noch nie in Alberta gewesen ist, baut eine Modellbahn im Maßstab 1:45 und nennt sie ebenfalls B&TNL, hier ist es aber eine Liebeserklärung an seine Frau und steht für „Bibi & The Never-ending Love“.
Leider wird es mit der Realisierung der B&TNL nicht weitergehen...